Watzmann - Umrundung - Bericht von 2014 - Erweiterung 2020

Vorbereitung und Anreise

Wir drei Wanderer zwischen 65 und 70 Jahren reisten nach einer Schlechtwetterperiode an und nahmen in Schöna, Hammerstiel
Quartier. Die Berggipfel steckten in den Wolken, die immer weniger wurden.
Der Wetterbericht sagte 2 schöne Tage voraus, dann sollten Gewitter kommen… Wer nichts riskiert… Wir hofften auf Fehldiagnosen als wir nach einem guten Abendessen zusammensaßen und den nächsten Tag abstimmten.

Wanderung von Hammerstiel zum Watzmannhaus

Der erste Wandermorgen empfing uns mit Sonnenschein und sich auflösenden Wolken. Es war ziemlich kühl, doch das sollte sich noch grundlegend ändern. Wir hatten den Aufstieg über den Grünstein zum Watzmannhaus als Einwandertag ausgewählt. Auf einer Bank auf dem Gipfel des Grünstein hat man einen tollen Rundblick auf das Berchtesgadener Land, den Königsee und das Watzmann-Massiv. Nach ständigem bergauf und bergab über Waldwege und Pfade gelangten wir zur Kührointalm. Hier auf 1420m über NN kann man gut und preiswert rasten, sogar übernachten. Wir besichtigten die Bergopfergedenkkapelle „ St. Bernhard“ wo auch Andreas Lötsch aus Schmiedeberg im Osterzgebirge erwähnt ist. Mit 56 Jahren stürzte er am 20.09.2010 in der Ostwand in den Tod. Danach wurde der Weg felsiger und teilweise war er „schwarz“, gesichert mit Stahlseilen. Teilweise war es unerträglich heiß für Ende September. Wir hatten gut geplant und hatten genügend Flüssigkeit im Gepäck. Und dann diese Aussicht:
Watzmann, Watzfrau und seine Kinder – traumhafter geht es nicht. Oberhalb der Mittelkaserhütte erreichten wir den Weg von der Wimbachbrücke zum Gipfel. Immer steiler werdend, schlängelte sich der Pfad unterhalb des Watzmannhauses bergan und gab ständig neue Blicke auf den Gipfel frei. ir erreichten nach 7 Stunden, mit allen Pausenzeiten, das Watzmannhaus auf 1900m über NN. Dabei war alles, was ein anspruchsvoller Wanderer gern hat: Wege im Wald, Wege in voller Sonne, leichte Kletterstellen mit fester Seilsicherung. Für uns kein Problem, nur die Wanderstöcke störten mehr als zu nützen. Wer diese Wanderung nachvollziehen möchte, sollte überlegen, wann er den Aufstieg zum Hocheck machen möchte. Ein Gubener Ehepaar machte ihn am ersten Tag und war damit besser beraten als die offizielle Tourenführung vorgab. Da wir 3 Wanderer schon oben gewesen waren, schenkten wir uns diesen Aufstieg.

Wanderung vom Watzmannhaus zur Wimbachgrieshütte

Der nächste Morgen startete mit einem herrlichen Sonnenaufgang in 1900 mNN-Höhe. Von hier aus muss man zwischen Gipfelauf- und -abstieg, Überschreitung der drei Spitzen oder direktem Abstieg entscheiden. Man sollte seine Kräfte sicher einschätzen, der Hüttenwirtin vertrauen und lieber abbrechen als sein Leben zu riskieren und die Bergwacht zu belasten! Da wir, teilweise schon mehrfach, das Hocheck bestiegen haben, wählten wir die gemütlichere Variante: Ohne Gipfelauf- und Abstieg sind Zeiten von 2 Stunden normal für den Aufstieg, kaum weniger Zeit dauert der Abstieg. Denn es ist ein leichtes Klettern über Geröllbrocken, die ein Gehen fast nicht ermöglichen. Wer natürlich besser ist, kann die 750 Höhenmeter auch schneller bewältigen. Wer eine Überquerung der 3 Gipfel des Watzmann plant, sollte es klüger anfangen als ich mit meinem Partner 2013. Normal sind Zeiten von 2 Stunden für den Aufstieg, dann kommt je 2 Stunden zur Mittelspitze und zur Südspitze dazu, dies dann als Klettersteig, der schwieriger ist als der auf die Zugspitze. Man beachte auf jeden Fall seine eigene Kondition, das Wetter und die verbleibende Zeit, wo es noch hell ist. Wir hatten uns überall im Grenzbereich bewegt und in der Kombination fehlten uns 30 Minuten Licht, um die Übernachtungshütte im Wimbachgries zu erreichen….
Ausrüstung: Klettersteigset und Kletterhelm – auf jeden Fall eine Stirnlampe.
Wir aber stiegen nicht auf sondern erst einmal 1200 Höhenmeter ab. Im Abstieg hatten wir wieder die fantastischen Blicke wie beim Aufstieg am Vortag. Dann ging es in die Waldzone und ins Tal. Nach Passieren der Wimbach, nahe dem oberen Ausstieg aus der Klamm, wanderten wir auf einfachen Wegen bis zur Wimbachgrieshütte, die wir 2013 als Notunterkunft ausgesucht hatten. Der Weg war etwas eintönig, aber die Landschaft herrlich. Pausen kann man ständig machen, überall findet man schöne Plätze. Wir rasteten am Wimbachschloß, das bewirtschaftet ist, allerdings gibt es dort keine Übernachtungen. Für diesen zweiten Tag benötigten wir wieder 7 Stunden, mit allen Pausenzeiten, aber ohne Hocheck.

Wanderung von der Wimbachgrieshütte zum Kärlingerhaus

Am 3. Tag stiegen wir von 1400m auf 2000m und dann ständig bergauf und bergab. Zuerst suchten wir den Weg, den wir 2013 in der Dunkelheit nicht gefunden hatten. Wir hatten 100 Meter zu früh den Weg im Dunklen verloren, Pech gehabt. Der heutige Weg bestand aus steinigen Pfaden bis hin zu felsigen Stellen und leichtem Klettern. Diesen Teil hatten wir als Hochalm erwartet. Kaum zu glauben, dass wir 2013 nach der Überquerung der 3 Gipfel diesen Weg gehen wollten, um im Kärlingerhaus zu übernachten. Der Weg war anspruchsvoll und vielschichtig, die Landschaft herrlich. Die Temperaturen waren hochsommerlich. Ich machte einmal mit freiem Oberkörper direkt neben einem Schneefeld Rast und schwitze trotzdem. Hier oben trafen wir eine Herde Gämsen, die sicher erschrocken war, uns hier zu begegnen. Wir waren erfreut, denn nach dieser Begegnung ging es wieder abwärts. Von Weitem konnten wir das „Ingolstädter-Haus“ sehen, gingen dann „rot“ in Richtung Kärlingerhaus. Den Weg zurm Ingolstädter Haus nahme ich 2020 mit meinem Enkel… Es gibt auch eine „schwarze“ Strecke, die zwar nicht so zeitintensiv sein soll, aber sicher anstrengender. Unsere Gruppe hatte sich inzwischen vergrößert. Das Gubener Ehepaar, das wir schon seit Tagen kannten, war hinzugekommen. Es kündigte sich der vorhergesagte Wetterumschwung an. Das war typisch für den „Bergsommer 2014“, kaum einmal mehrere Tage hintereinander mit stabilem Wanderwetter. Wir hofften, trocken unser Tagesziel zu erreichen. Als wir zum Kärlingerhaus am Funtensee hinunter stiegen, waren die gemeldeten Gewitter im Aufzug. Der Pfad wurde nun feucht und damit auch rutschig, ein Vorgeschmack auf den Abstieg am folgenden Tag zum Königsee? Aber es dauerte noch 5 Stunden bis zum leichten Regen. Als wir nach 8 Stunden unsere Unterkunft erreichten, war von Blitz und Donner noch nichts zu spüren. Jedoch sollte uns die Feuchtigkeit auf den nächsten Tag einstimmen. Es war der anstrengendste Tag dieser Tour. Bis 1964 wurde hier die „Gotzenalm“ bewirtschaftet. Heute heißt die Wanderunterkunft „Kärlingerhaus“. Es war der anstrengendste Tag dieser Tour. Am 24. 12. 2001 wurde ein Kälterekord von minus 45,9° C erreicht – die tiefste, in Deutschland aufgezeichnete Bodentemperatur. Damit ist der Funtensee der kälteste Ort Deutschlands. Dies beruht auf den außergewöhnlichen klimatischen Verhältnissen der Talmulde. Die bodennahe Luft kühlt sich durch die nächtliche Ausstrahlung ab. Weil kalte Luft schwerer ist als warme Luft, fließt sie hangabwärts und sammelt sich in der Funtenseemulde.  Je mehr Kaltluft sich ansammelt, desto kälter wird es. Wir befragten noch am Abend den Wirt nach dem sichersten Abstieg und der empfahl uns die „Saugasse“.

Wanderung vom Kärlingerhaus zum Königsee - Abreise

Am 4. Tag stiegen wir vom Kärlingerhaus bei ständigem Nieselregen zum Königsee ab. Der Weg bestand aus steinigen Pfaden. Wir benutzten die vom Wirt als sichersten Abstieg empfohlene  „Saugasse“, also bei Sauwetter durch die Saugasse. Dabei war dieser Abstieg nicht so trist, wie der Name es sagt, ein canyonartiges Tal mit vielen Überhängen. Dieser Abstieg zum Königsee dauerte für uns 5 Stunden. Wir waren froh, dass es nicht regnete und der Weg auch nicht glitschig war. Jedoch bleibt nun immer noch ein Rest vom Königsee, den man nur bei Sonnenschein beschreiten sollte. Es war der wettermäßig schlechteste Tag dieser Tour, aber ganz anders geartet als die Bergtouren der letzten Tage. Nach dem Erreichen von St. Bartholomä nutzen wir die „Seefahrt“  und fuhren mit einem Taxi zu unserer Unterkunft. Auf uns wartete eine heiße Dusche und ein Abend in Berchtesgaden. Dort saßen wir bei nun wieder völlig trocken Wetter im Freien und werteten die letzten Tage aus. Ich genoss diesen Abend bei einer großen Portion Kaiserschmarren.
Am 5. Tag ließen wir es uns gut gehen, wir wanderten auf ebenen Wegen ab Ramsau und relaxten in der wunderschönen Natur.
Am folgenden Tag folgte eine staufreie Heimfahrt nach Sachsen mit einem Gefühl, etwas Schönes in einer Männergemeinschaft erlebt zu haben.

Wanderung von der Wimbachbrücke zum Ingolstädter Haus - 2020

Im Coronajahr setze mein Enkel mit mir die Wanderung ab der Wimbachgrieshütte geändert fort.  Man muss aber den Altersunterschied von 51 Jahren beachten, ich forderte mich stark. Wir hatten dieses Mal Glück mit dem Wetter zwischen Ramsau und Königsee. Allerding waren die Tage sehr heiß, im Gebirge 30°C. Nach 1:15 Stunden ab Wimbachbrücke erreichten wir die Hütte, wieder 30 Minuten schneller als die Richtzeit angab. Aber hier rasteten wir und tranken in 30 Minuten jeder einen Liter Schiewasser. 11 Uhr starteten wir gen Ingolstädter Haus. 5:30 Stunden stand auf dem Wegweiser – also Ankunft gegen 16:30 Uhr. Nun wurden die Anstiege kräftiger und die Hitze war zu spüren. 12:17 Uhr erreichten wir den Wegepunkt „Trichübel“ auf 1764mNN. Immer den Hundstod vor uns, stand plötzlich ein Gamsbock vor uns auf dem Weg und wir ließen ihn auf uns zukommen. Dann machte er für uns Platz und trabte gemächlich durch die Felslandschaft davon. Das „Hundstodgatterl“ auf 2185mNN erreichten wir um 14:19 Uhr und hier begann die eigentliche Sucherei nach Markierungen und Kletterei bergab, die unangenehmste Stunde dieses Tages. Hier war das Ingolstädter Haus mit 1:30 Stunden ausgeschildert. Als sich nach einer Stunde der Weg zum Ingolstädter Haus bzw. zum Kärlinger Haus trennte, stand das Schild auf einer Stunde! 16 Uhr betraten wir das Ingolstädter Haus nach 45 Minuten für das letzte Stück. Fazit: Beim Klettern waren die Stöcke oft hinderlich, dann passten die Zeitangaben. Beim normalen Bergwandern waren wir schneller. Heute trotz Pausen immerhin noch 30 Minuten vor der Zeit ab Wimbachgries und noch eine Stunde schneller ab Wimbachbrücke. Wir tranken erst einmal genug und Lucas genoss ein Stück Kuchen. Dann bezogen wir coronabedingt zu zweit ein 3-Matratzenlager in einem großen Raum, der 40 Personen Unterkunft geben könnte. Die Nacht war nach einem anständigen Essen wohltuend und schnarchfrei. 

Wanderung vom Ingolstädter Haus zum Königsee - 2020

Der Freitag sah uns wieder um 8 Uhr starten. Unterhalb der Hütte war noch ein kleines Schneefeld vorhanden und hier nahm ich meinen Abschied von den Klettereien in schöner Atmosphäre. 3 Stunden sollten es bis zum Kärlinger Haus sein. Am Hirschtörl und 1874mNN machten wir nach 90 Minuten Abstieg eine kurze Rast. Den Funtensee am Kärlinger Haus erreichten wir wieder 30 Minuten früher und konnten uns auf ein Getränk hinsetzen, natürlich mit Maske (es war ja Coronazeit) anstellen und die Daten hinterlegen. Nach 15 Minuten ging es weiter in Richtung „Saugasse“, dieses Mal aber bei Spitzenwetter! Was sich 2014 im Regennebel versteckt hatte, kam uns wie eine unheimliche Schlucht vor, die man bei schlechtem Wetter eigentlich nicht begehen sollte. Viele Steinbrocken auf dem Weg oder daneben sahen aus, wie frisch dorthin gestürzt. So etwas wünscht sich kein Bergwanderer auf den Kopf oder ein anderes Körperteil. Im unteren Teil beim „Jesus“ machten wir nach weiteren 90 Minuten Mittagspause. Eine Stunde später hatten wir den Königsee im Blick und nach insgesamt 6 Stunden saßen wir 14 Uhr im Boot nach Berchtesgaden. Dort nahmen wir uns für 18 Euro ein Taxi fuhren nach Ramsau. Den Abend gestalteten wir wieder in Berchtesgaden – nun schon eine Tradition bei mir.
Die Heimfahrt am nächsten Tag war problemlos und fast staufrei.
Fazit: Alt und Jung hatten sich einander angepasst! – Der Jüngere gab dem Alten eine Chance fürs Steinerne Meer! – Danke