Meraner Höhenweg - Bericht von 2006 über Spronser Seen

Vorbereitung und Anreise

Frauensteiner Freunde hatten es geschafft, auf der Basis eigener Erlebnisse, meine Frau und mich für unsere erste mehrtägige Hüttenwanderung zu begeistern. Die organisatorische Vorbereitung lief gut, wenn ich auch keine Übernachtung in Magdfeld bekam und wir so die Tour ändern mussten. Wir starteten am Freitag, dem 18. August, pünktlich 15 Uhr ab Freiberg. Die Fahrt verlief ohne Probleme. D.h. selbst um München herum erwischten wir keinen Stau. Sollten die Bayern endlich dieses Chaos in den Griff bekommen haben? Wie die Rückfahrt zeigte, war das eine Stecknadel im Heuhaufen. Schon um 19 Uhr kauften wir die Vignette für die Autobahn in Österreich zu 7,60 € und  erreichten 21 Uhr nach 6 Stunden, für 685 Kilometer. das Hotel in Pratz. Nach einer ruhigen Nacht frühstückten wir und fuhren 9 Uhr Richtung Südtirol. 11 Uhr trafen wir in Katharinaberg ein, stellten unser Auto am Kirchplatz ab und begannen  um 12 Uhr mit der ersten Tagestour. – Man beachte die Preisentwicklung seit dem…

Wanderung von Katharinaberg nach Giggelberg

Der Weg stieg entweder stark an oder fiel stark ab. Die Aussicht ins Etschtal war berauschend. Für den ersten Tag war der Weg/Pfad  ziemlich anstrengend, aber optimal zum einwandern. Wir hatten Pech, dort wo wir Kaffee trinken wollten, war Ruhetag und so kamen wir schon 17 Uhr in Giggelberg an. Nach dem verspäteten Kaffee mit Buchweizenkuchen und Apfelstrudel bezogen wir unsere Zimmer mit 2 Doppelstockbetten, das wir allein bewohnten. Von der Terrasse sahen wir unseren ersten Gletscherberg von 1991, das „Hasenohr“ in der Abendsonne leuchten. Es gab ein idyllisches Abendessen in 1565 Metern Höhe, Speckomlett und Wiener Schnitzel, dazu einen herrlichen Sonnenuntergang. Die Übernachtung mit Frühstück für 17 € pro Person war günstig und wir kamen in Kontakt mit einer Familie aus Bremen. Der Vater hatten eine dicke Backe und fürchterliche Zahnschmerzen, aber er musste noch zwei Tage durchhalten bis er zu einem Zahnarzt absteigen konnte..

Wanderung von Giggelberg nach "Thalbauer"

Der zweite Tag unserer Wanderung führte uns ab 9 Uhr mit mehreren kleineren und größeren Pausen bis zum “Thalbauer” in 1209 Metern Höhe, gleich neben “Hochmuth”. Nach einer Stunde erreichten wir die Nassareither Hütte. Eine weitere Stunde benötigten wir bis zur Tablander Alm in 1788 Metern Höhe, einer urigen Hütte mit prima Essen und Trinken. Nach weiteren 2 Stunden liefen wir am Hochganghaus in nun schon 1839 Metern ein und wunderten uns über den Massentourismus und die damit verbundenen hohen Preise. Meine Frau hatte sich in die Küche verlaufen und stellte fest, dass diese primitiv und schmuddlig war, ganz entgegengesetzt zur Tablander. Es folgte ein rasanter Abstieg bei drohendem Gewitter bis wir gegen 16 Uhr in Hochmuth ein Dach über dem Kopf fanden. Gerade das letzte Stück, nämlich den „Hans-Friedens-Felsenweg“, konnten wir deshalb nicht so recht genießen. Die Aussicht war immer noch sehr schön, aber das Gewitter zog schnell herauf. Nachdem sich die Wassermassen über Meran ergossen hatten und auch bei uns in der Höhe der Regen aufgehört hatte, stiegen wir zum Thalbauer ab, blickten auf das Schloss Tirol hinab und erfreuten uns an der Abendsonne und dem Blick auf unser „Hasenohr“. Die Unterkunft hier war neu. Wir schliefen für 22 € wieder allein in einem 5-Betten-Raum mit großer Terrasse. Das andere 12-Betten-Zimmer wurde von 6 Personen einer Stuttgarter Wandergruppe belegt, die wir tags darauf wiedertreffen sollten. Zum Abendessen gab es Käse- und Spinatknödel bzw. Speckeier mit Bratkartoffeln.

Wanderung von "Thalbauer" zu den Spronser Seen

Dieser Abschnitt ist eigentlich nicht Bestandteil des Maraner Höhenweges. Da wir aber in Magdfeld keine Unterkunft bekamen, haben wir geändert und im Nachgang muss man sagen: Diese Alternative ist zwar anspruchsvoller, aber optisch “schöner”.
Nach dem Frühstück ging es 9 Uhr weiter. In einer Stunde stiegen wir viele Höhenmeter zu den Muthöfen empor und mussten dann kräftig und viel trinken. Es war sehr heiß. Da es nur noch 3 Stunden bis zum Tagesziel sein sollte, machten wir noch einen Umweg und stiegen auf den Mutkopf, 2295 Meter, und über einen „Weg für Geübte“ über die Taufensscharte hinab zur Oberkaser. In der Scharte kann man zur Leiteralm oder zum Hochganghaus absteigen, sehr steil geht es hier hinab. Vorbei an der Pfitzer Lacke und dem Kasersee, erreichten wir schon 14 Uhr unser Tagesziel. Die ersten beiden Seen der Spronser Seenplatte hatten wir so schon im Vorbeigehen erlebt. Wieder gab es Speckeier und ein Zimmer mit 3 breiten und harten Matratzen für uns zwei. Wir schliefen gut, trotz erheblich gesunkenen Temperaturen. Wir hätte noch Zeit und Kraft gehabt für den ersten Teil der Seen, die über den Weg „22“ zu erreichen waren. Aber man muss sich nicht immer auspowern. So machten wir die Seentour am Dienstag. 

Wanderung durch die Spronser Seen

Nach einem spärlichen Frühstück, bestehend aus Weißbrot, Butter und etwas Marmelade, suchten und fanden wir bis auf den zehnten See alles, was so sehenswert ist. Zuerst den Mückensee, dann den Grünsee und dann die beiden Milchseen in 2540 Metern über dem Meeresspiegel. Hier kann man über die Milchseescharte und den Weg „40A“ zur Lanzinser Alm absteigen oder auch über die „7“ zur Tablander Lacke und dann zur Lodnerhütte. Man steht hier auch vor der Möglichkeit den 3000 Meter hohen Tschigat zu besteigen. Zurück ging es dann bis zum Grünsee und über die „6“ zum kleinen Schiefersee. Auf dieser Höhe suchte ich den Kesselsee, aber ich fand ihn nicht. Dafür fand ich fast zufällig und mit Hilfe des Höhenmessers den Schwarzsee in 2598 Metern. Lange rätselte ich, wo der Kesselsee sein könnte. Wir machten eine kleine Kletterpartie um den Schwarzsee selbst sehen zu können. Aber kein Kesselsee. Zum Abendessen gab es 4  verschiedene Fleischstücke vom Hammel, absolut top. Plötzlich standen alle auf, rnnten nach draußen und blieben 400 Meter weiter stehen: Der Rosengarten erblühte in der Abendsonne – toll. Den Abend füllten wir mit Gesprächen mit Wanderern aus Kreuzberg, Eisenach und Frankfurt. Wir krochen am Abend in unsere Hüttenschlafsäcke und schliefen tief und fest. Das große Lager im Nebenhaus war mit 20 kleinen Matratzen komplett belegt, auch mit Schnarchern. Gehörschutz sollte man dabei haben!

Wanderung von den Spronser Seen nach Pfelders

Der Mittwoch führte uns ab 9 Uhr wieder auf den Weg „6“ am Grünsee und Schiefersee vorbei zum Spronser Joch. Nun sahen wir endlich den Kesselsee. Er liegt wirklich in einem Kessel und so tief, dass er fast auf gleicher Höhe mit dem Schiefersee liegt, aber von hohen Wällen umgeben ist. Wenn der Schiefersee auch ein sehr schöner See ist, der Kesselsee ist noch schöner. Nach 90 Minuten stehen wir auf dem Joch und haben einen ersten Blick auf die schneebedeckten Berge der österreichischen Alpen. Zuerst kam die „Hohe Weiße“ mit ihren 3278 Metern in den Vordergrund und dann war jenseits des Aufstieges zur Stettiner Hütte die „Hohe Wilde“ mit 3456 Metern zu sehen. Zwischen beiden sollten wir uns am nächsten Tag befinden. Doch als wir an der Stettiner Hütte waren, war auch der Nebel da und so war die Orientierung doch nicht so optimal. Mit vielen Pausen kamen wir nach weiteren drei Stunden zur Alm und nach einer weiteren Stunde über den Panoramaweg zum Hotel „Alpenblick“ nach Pfelders. Hier trafen wir wieder auf den Meraner Höhenweg. Wir bekamen für 46 € ein 5-Gängemenü und ein schönes Frühstücksbuffet aber auch die Nachricht, am Donnerstag würde ein mittleres Unwetter unseren Wanderweg bedrohen. 

Wanderung von Pfelders zum Eishof

Der Donnerstag weckte uns mit Wolken und Sonnenschein, wann kommt die Schlechtwetterfront? 8:45 Uhr marschierten wir ab, es waren 1200 Höhenmeter in 4 Stunden zu bewältigen. Nach 30 Minuten waren wir an der Lazinser Alm. Die Wolken wurden dichter, die Sonne war nicht mehr zu sehen. Nebel zog langsam auf und wurde immer dichter je höher wir kamen und es wurde kühl – 11 Grad C. Schon nach 3,5 Stunden saßen wir in der Stettiner Hütte, aßen Kaiserschmarren und Leberknödelsuppe. 13 Uhr ging es weiter zum Eisjöchl und in diesem Moment gab es die ersten Regentropfen. Wir zogen die Regenjacken an, es wurde wieder trocken. Wir zogen uns mehrfach an und aus, immerhin wurden wir nicht nass, weil es keinen wirklichen Regen gab. Aber der Nebel zog mit uns und so sahen wir nicht viel von den Bergen, immer nur Bruchstücke. 15:30 Uhr erreichten wir den Eishof, tranken Buttermilch und bezogen 2 Matratzen von insgesamt 10 im Lager des Hofes. In diesem Moment gab es den ersten Regenguss. Es dröhnte auf dem Blechdach, aber in der Nacht sollte sich das mehrmals wiederholen, auch mit Schnee bis auf 2200 Meter hinab. Um 20 Uhr wies die Wirtin uns dann doch noch ein Doppelzimmer zu. Die angekommenen 10 Wanderer waren von der Payerhütte am Ortler abgestiegen war, weil die Wetterprognosen zu schlecht waren, den Ortler zu besteigen. Trotzdem sind zwei Deutsche aufgestiegen, die dann tödlich verunglückt sind. Nicht wegen des Wetters, sondern wegen mangelhafter Ausrüstung. Wir bezahlten unser Zimmer nebst Frühstück mit 22,50 €, schliefen trotz Wetterunbilden gut und wachten am Freitag bei leichtem Sonnenschein auf. 

Wanderung vom Eishof nach Katharinaberg

Das „Unwetter“ war vorüber, die Berge hatten Puderzucker erhalten, die Sonne schien wieder. Um 8:45 Uhr marschierten wir los, kamen am Vorderkaser vorbei und waren gegen 13 Uhr wieder an unserem Auto. Die letzten 2 Stunden gingen teilweise durch dichten Wald und Geröll, waren somit entweder ohne Sicht oder es war anstrengend. Aber auch von hier gab es herrliche Ausblicke auf das obere Schnalstal und seine vergletscherten Gipfel.
Wir hatten Glück mit der Unterkunft und auch mit dem Wetter, es hätte schlimmer kommen können. Für das nächste Mal werden wir Spielkarten mitnehmen, man kann ja auch mal mehrere Tage im Unwetter sitzen….