Saale-Radweg - Bericht von 2010 - ab Hof

Vorbereitung und Anreise

 Unsere 5er-Gruppe wusste, dass dies der anspruchsvollste deutsche Flussradweg sein würde und wir hatten dabei sehr unterschiedliches Wetter, von Sauwetter bis Sommerwetter. Für 5 Personen sollte man die Übernachtung sicher haben. Wer mit der Bahn unterwegs ist, kann immer etwas erleben. Dies begann schon auf dem Bahnhof in Freiberg. 8:51 Uhr fuhr unser Zug nicht von Bahnsteig 1 wie an jedem Arbeitstag, auch nicht von Bahnsteig 4 wie für Samstag angekündigt. Er stand auch nicht auf der Liste der Züge mit Schienenersatz, er kam einfach nicht. So nahmen wir den nächsten Zug, der für „Schönes Wochenende und 5 Fahrräder“ möglich war, bis Chemnitz. Hier umsteigen und auf einen geeigneten Zug warten. Der erste Zug war mit Fahrrädern ausgelastet, der nächste brachte uns dann bis zum Hauptbahnhof in Hof. Nach etwas längerer Wartezeit erreichten wir am Nachmittag mit einer Stunde Verspätung gegenüber unserem Plan Münchberg.

Samstag: Saalequelle - Fattigau

In Münchberg freuten wir uns über einen Wegweiser zur Saalequelle. Diese Freude endete wenige Meter  an der nächsten Kreuzung, keinerlei Hinweise mehr. Wir fragten uns mühevoll durch. Die Bewohner wollten uns alle über die Staatsstraße schicken und sahen den Quellenweg für Fahrräder als ungeeignet an. Bei sehr angenehmen Temperaturen und Sonnenschein quälten wir uns über die teilweise völlig aufgeweichten Waldwege hinauf zur Saalequelle. Wir studierten die Hinweise zur Saale und die aufgestellten Informationstafeln. Nach kurzem Halt ging es flussabwärts. Der Weg führte an der jungen Saale entlang, durch Felder, Wiesen und Wälder. So erreichten wir Fattigau und nahmen Quartier im „Braukeller.

Sonntag: Fattigau - Saalburg

Am Morgen erwachten wir und hörten die Regentropfen, die leider dem Wetterbericht Recht gaben. Das bedeutete für uns Regensachen anziehen und los … So machten wir in Hof bei leichtem Regen Station. Warum das Stadtzentrum als so schön angepriesen wurde, konnten wir nicht nachvollziehen. Sauber und mit einigen schönen und alten Häusern versehen, aber sehenswert? Wer da den Bodensee oder die Freiberger Innenstadt zum Vergleich hat, hat schönere Innenstädte gesehen. Die Sonne kam mehrfach kurz durch, aber wer kann schon ständig die Regensachen ablegen und bei den nächsten Tropfen wieder anziehen? Also wurden wir von innen schweißfeucht.  Als wir die A9 erreichten, war es für längere Zeit mit dem Regen vorbei, wir legten die Regenbekleidung ab und fuhren bis Blankenstein. Hier wurden wir von einem Einheimischen geleitet und sahen etwas anderes als bei der offiziellen Version. Wir fuhren dabei noch eine Stunde unter „Vollschutz“ und checkten dann im „Seesport und Erlebnispädagogischen Zentrum Kloster“ in Saalburg ein, eine Einrichtung mit Jugendherbergscharakter. Nachdem wir unsere Abendveranstaltung bei Thüringer Rostbratwurst und anderen Leckereien beendet hatten, setzte der Regen wieder ein. Dieses Mal aber intensiver und bis zum Morgen anhaltend. 

Montag: Saalburg - Saalfeld

Am nächsten Morgen sah es besser aus. Aber nach dem Frühstück mussten wir trotzdem in die Regensachen steigen. Bis Ziegenrück hielt sich der Regen in Grenzen. Vor dem  Wasserkraftmuseum machten wir Mittag – ohne Regen. Aber wie leider so oft in Deutschland, Montag geschlossen. Dann versuchten wir einen der angekündigten Anstiege vor Drognitz zu umfahren und folgten dem Radweg  entlang der ehemaligen Eisenbahnlinie am Schweinebach. Dies ist aber ein Radweg für Geländesportler, wir schoben das Fahrrad fast die gesamte Strecke. Dann nahmen wir den Weg Altenbeuthen. Hier ereilte und die erste Reifenpanne. Bei Matsch, aber ohne Regen wechselten wir binnen 10 Minuten den Schlauch. Nach rasanter Talfahrt erreichten wir Hohenwarte und machten Kaffeepause. Bei wieder einsetzendem Regen erreichten wir Saalfeld und unsere Übernachtung “Töpferstübel“.
Bei leichtem Nieselregen besichtigten wir die schöne Altstadt, die sollten sich die „Anpreiser“ von Hof einmal ansehen. 

Dienstag: Saalfeld - Dornburg

Ab Saalfeld machte der Radweg wieder Spaß. Bis hierher  waren es wirklich anspruchsvolle Kilometer, die wenig von der Saale sehen ließen, aber dafür alle Abhänge einbezogen. So erreichten wir Jena am Nachmittag und zogen unsere Regenbekleidung wieder aus, in der Hoffnung, sie nicht mehr zu benötigen.  Kurz vor Dornburg war dieser Traum beendet. Bei einsetzendem Regen quälten wir uns auf dem 15%igen Berg zum „Schlossberg“ hinauf.  Die Schlösser besichtigten wir nach dem Abendessen wieder bei leichtem Nieselregen.

Mittwoch: Dornburg - Bad Dürrenberg

Als wir am nächsten Tag an der Ruine Saaleck die Regensachen auszogen, hofften wir auf endlich nachlassenden Regen. In Bad Kösen kann man gut vespern und die Saline besuchen. In Naunburg sollte man mehr Zeit einplanen, es gibt viel zu sehen. Nach Naumburg. hatten wir erneut eine Reifenpanne. Ein Glassplitter hatte sich durchgearbeitet. Wenige Kilometer weiter gab es viele Mücken und einen Metallsplitter im nächsten Hinterrad. Nach dieser Reparatur entdeckten wir am gleichen Rad einige Kilometer später einen Durchschlag in Form einer Beule auf der Lauffläche. In Weißenfels gab es hierfür eine neue „Decke“. So erreichten wir ohne weiteren Regen Bad Dürrenberg und unsere Übernachtung im „Saalestrand“, einer Herberge für Montagearbeiter mit sehr gutem Abendessen.

Donnerstag: Bad Dürrenberg - Wettin

Der Morgen war ungewöhnlich: Kein Regen. Und so erreichten wir gut gelaunt Merseburg. Wir besuchten den Wochenmarkt und das Schloss und erreichten Halle. Schon bei der Einfahrt in den Außenbezirk begannen die Probleme mit den Wegweisern. An Entscheidungsstellen fehlte das Schild. Dafür standen später diese Schilder wieder so dicht, wie es nicht notwendig wäre. Also die Menschen befragen… Nach einer gemütlicher Pause ging es in die Altstadt, zur Moritzburg. Bald hatten wir unseren Übernachtungsort Brachwitz erreicht und setzten mit der Fähre über. Aber weder Hotel noch Pension waren zu finden. Wo hatte ich nur gebucht, ich fand weder Adresse noch Telefonnummer. So fuhren wir bei Sonnenschein weiter. In Wettin erinnerte ich mich an „ Meyers Stuben“. Aber auch hier hatte ich nicht bestellt, zumindest war aber an diesem Tage für uns eine Übernachtung möglich. Wir aßen mit direktem Sichtkontakt zur Saale und zur Burg Wettin (Stammburg der sächsischen Adelsdynastie) in freier Natur zu Abend. Danach machten wir noch einen Spaziergang zur Burg und freuten uns auf das angesagte schöne Wetter für die Folgetage.

Freitag: Wettin - Barby

Bei Sonnenschein fuhren wir gen Bernburg. Eines unserer Räder hatte wohl doch durch die Glasscherbe etwas abbekommen, es „hubbelte“. Wir besuchten die Innenstadt bzw. kümmerten uns um eine neue „Decke“ für das Rad. Bernburg ist alt und schön, ansehenswert. Bei der Weiterfahrt besuchten wir das Kloster Nienburg nicht sondern fuhren mittels Fähre nach Calbe. Vorher aßen wir noch einen Eisbecher im Café am Ortsrand von Calbe, der Radweg ging direkt vorbei. Dieses Café ist zu empfehlen. Calbe hat ebenfalls einen alten Stadtkern mit einem großen Rathaus und einem „Roland“. Die „Offene Kirche“ hatte aber um 16:30 Uhr schon geschlossen. Wir hatten hier festgestellt, dass es in dieser Gegend ungewöhnliche große Kirchen in kleinen Orten gibt. Andererseits haben wir uns über die Fährpreise gewundert. In Brachwitz zahlten wir 2,50€, in Calbe dagegen 7,50€ und später in Barby 5€. Über immer noch morastige Wegabschnitte, schmale „Sommerwege“ und das berüchtigte Kopfsteinpflaster oder Plattenstraßen erreichten wir Barby. Dort fuhren wir erst einmal an unserer Übernachtungsstelle vorbei zur Mündung der Saale in die Elbe. Auf meinem Tacho standen 465 km. Leider war die Mündungsstelle nicht so schön gekennzeichnet wie die Quelle, verbesserungsbedürftig. Die Saale selbst ist 427 km lang. Nachdem wir am letzten Abend noch feststellen mussten, dass Barby zwar einen Bahnhof hat, aber der nicht mehr angefahren wird und wir am Folgetag noch 10 km in ca. 35 Minuten bis Gnadau fahren mussten, checkten wir in „ Hotel Garni und Omas´s Heuhotel“ ein. Dort konnten wir unsere Räder vom gröbsten Schlamm befreien, aßen toll zu Abend und werteten die Woche aus. Das aber mit der Einschränkung, die Bahnfahrt noch vor uns zu haben.

Samstag: Barby - Ende der Radwoche

Wir standen 8:15 Uhr am Bahnhof Gnadau, dem ehemaligen Bahnhofsgebäude und warteten auf den RB36013. Gegen 9:30 Uhr kam der offensichtlich verspätete ICE durch und somit war unserer Anschloss in Halle schon gefährdet. Tatsächlich waren die 10 Minuten Umsteigezeit dann nicht mehr da. Das „Erlebnis“ Bundesbahn Teil 2 begann. Nach Leipzig kamen wir schnell, im Stundentakt fahren hier die Züge. Aber der Anschlusszug nach Chemnitz verließ in dem Moment den Bahnhof als wir aus Halle einfuhren. Der nächste fährt am Wochenende nur in zwei Stunden… Also nach Dresden, weil wir in Chemnitz auch wieder nur 7 Minuten Umsteigezeit gehabt hätten und wir genau dort noch nie einen pünktlichen fahrenden Zug benutzen konnten. Pünktlich in der Abfahrt, nicht in der Ankunft. So fuhren wir nach Dresden. Gemütlich und ohne Ärger. Dabei lächelten wir über die Ruinen der alten Bahnhofsgebäude, Stellwerke und Industriebrachen, die von der Schiene aus gesehen besser für einen Film aus dem Weltkrieg gepasst hätten als zum Image der Deutschen Bahn. Warum übersieht das eigentlich die Werbung immer? Solch große Anzahl von Ruinen habe ich nicht einmal in Polen und Russland gesehen. Als wir in Dresden ankamen, war der Anschlusszug nach Freiberg gerade weg. Der nächste Zug fuhr am Wochenende nur bis Tharand, ebenso der folgende. Da hätten wir auch in Leipzig 2 Stunden auf den Chemnitzer usw. warten können. Nachdem uns der nächste Zug bis Freiberg gebracht hatte, radelten wir noch 25 km bis nach Hause, bei bestem Sonnenschein.

Zusammenfassung: Abwechlungsreiche  Landschaften, Kulturbauten und körperlicher Anstrengung. Wenn man diese Tour bei besserem Wetter machen kann, sollte man auf keinen Fall die Anstrengungen zwischen Hof und Saalfeld unterschätzen. Diese sind eigentlich nur mit der Streckenführung der Zschopau zu vergleichen, mit wesentlich längeren Steigungen. Deshalb kann man keine richtige Zeitangabe für die Tagestouren machen. Entscheidend ist sicher, wie aufgeweicht die Wald- und Feldwege sind. Wir mit unseren 55 Jahren Durchschnitt sind täglich um 9:15 Uhr losgefahren, haben uns viel Zeit zum Schauen und für Essenspause gegönnt und sind völlig stressfrei geduscht zum Abendessen gegangen. Macht man sich mehr Druck, kann man sicher die Tour noch um einen Tag verkürzen. Ohne regelmäßiges Radfahren benötigt man sicher mehr Zeit als wir, die wir regelmäßig Sport treiben.