Radweg Zwickauer Mulde - 2006 - von Zwickau nach Dessau

Vorbereitung und Anreise

Wir hatten für 4 Personen geplant und wollten unterwegs alles individuell erledigen.
Am Dienstag nach Pfingsten, dem wohl kältesten Monatsbeginn seit Jahren mit 10 Grad, fuhren wir mit einer Kleingruppenkarte für 21 Euro von Freiberg ohne Umsteigen nach Zwickau. Nach 20 Minuten waren wir an der Mulde und fanden auch schnell den Einstieg für den gekennzeichneten Radweg. 

Dienstag: Zwickau - Penig

11:30 Uhr ging es richtig los. Schon vor Glauchau gab es einen 45-minütigen Aufenthalt, es regnete und wir stellten uns in einer Buswartehalle unter. Es war nicht nur nass, sondern auch unangenehm kalt. Über Glauchau und Waldenburg kamen wir zu einem Dorf und machten beim Bäcker Halt. Nach Kaffee und Kuchen ging es bei leichtem Sonnenschein weiter. Vor uns zog eine neue Regenwolke auf, die aber nichts mehr ausschütten sollte. In Penig gab es wieder einige Wassertropfen als wir die letzten Kilometer nach Amerika, einem bekannten Ortsteil, fuhren. Als wir zur „Höllmühle“ fuhren, kam die Sonne wieder durch und sollte uns in dieser Woche nicht mehr verlassen. Zur Begrüßung an dieser alten und gemütlichen Mühle schlug ein Pfau sein Rad und wir suchten unsere Schlafgelegenheiten auf. Zwei urige Zimmer, sauber und mit frischen Holz ausgeschlagen und ein WC bzw. eine Dusche auf der Etage erwarteten uns. Nachdem wir den Schmutz abgespült hatten, liefen wir noch einige Meter um den kleinen Gondelteich bis in den Nachbarort und freuten uns über die wärmenden Sonnenstrahlen. Die an diesem Tag gefahrenen 52 Kilometer waren gerade gut für den Start in eine Radwoche. Wir verspürten keine Schmerzen, weder am Po noch in den Beinen. Nach einem vorzüglichen Abendessen und gemütlichen Zusammensein hatten wir eine geruhsame Nacht. Das Knarren der Dielen und die Störung als die anderen Gäste ihre Betten aufsuchten, tat der Sache keinen Abklang. Es ist eine Einstellung, urig zu wohnen. Da kann man keinen 5-Sterne-Komfort erwarten. Die andere Truppe waren 9 ältere Herren, die hier ihr Seminargruppentreffen oder so etwas abhielten. Sie erzählten von ihrer Promotion und der Zeit an der BAM (Baikal-Amur-Magistrale, einer großen Eisenbahnlinie, die einst von Komsomolzen und FDJ-lern, den Mitgliedern der Jugendorganisationen der ehemaligen Sowjetunion bzw. der DDR, gebaut worden war und wo diese Herren beteiligt gewesen sein müssen). Wegen der Idylle und dem vorzüglichen Essen kann man diese Unterkunft sehr empfehlen, einfach und urig, wenn man das liebt.

Mittwoch: Penig - Grimma

Nach einem guten Frühstück ging es dann nach Amerika. Das Wetter war nicht wiederzuerkennen, die Sonne strahlte schon am Morgen und besonders als wir den steilen Pfad vom Muldenufer zum Ortsteil Amerika hinaufgingen. Wir fanden den ehemaligen Bahnhof, machten dort einige Fotos mit dem Bahnhofsschild „Amerika“ und fuhren dann weiter, steil bergan, aus dem Muldental heraus. Als wir in Rochsburg ankamen, machten wir einen Abstecher zur Burg. Aber bald ging es weiter nach Wechselburg. Hier musste der Bürgermeister nicht viel für die Radler übrig haben, denn die Ausschilderung war mehr als dürftig, man sollte eigentlich schlecht dazu sagen. Wir waren mehrere Kilometer unterwegs ohne zu wissen, ob wir noch richtig sind. Wir waren richtig, aber dieses Stück war kein Radweg, es war eine Hindernistrecke aus Steinen und Wurzeln. Aber auch das meisterten wir. Spätestens hier muss man sagen, der Muldenradweg ist gänzlich andern geartet und anspruchsvoller als der Elbeweg. Anspruchsvoll im Sinne der bergigen Wegführung, aber auch bezüglich auf abwechslungsreichere Landschaften, Dörfer und Städte. Rochlitz und Colditz sind zwei malerische Städtchen mit schönen Altstädten und so kamen wir nach Sermuth, dem Zusammenfluss der Zwickauer und Freiberger Mulde, allerdings damals ohne Hinweis oder Markierung selbst. Die Tagesetappe endete in Grimma, der Stadt, die durch die Jahrhundertflut 2002 so stark geschädigt worden ist, aber auch sehr schön wieder aufgebaut worden war. Vorher stehen noch Reste des Klosters, wo Katharina von Bora, später Luthers Frau, Nonne war und wo sie geflohen ist, um sich der kirchlichen Obhut zu entziehen. Wir hatten Quartier in der „Schiffermühle“ gemacht. Um dorthin zu kommen, nahmen wir nicht den Weg über die Fähre nach Höfgen sondern den Weg über die Hängebrücke, den wilden Pfad am Ufer der Mulde entlang bis uns ein Felsen den weiteren Weg versperrte. Nun wuchteten wir mit 3 Personen immer ein Fahrrad einen 20 Meter hohen steilen Berghang hinauf und später eine Treppe wieder hinunter. Dann stand die Schiffmühle auf dem Wasser vor uns und gleich daneben sahen wir das  Hotel, welches nach der Flut völlig neu saniert werden musste, da es 3 Meter unter Wasser gestanden hatte. Die Tagesstrecke von 55 Kilometern und das ideale Wetter hatten unsere Freude am Radeln gestärkt. Ein warmer Abend und gutes Essen im Freien beendeten diesen schönen Tag.

Donnerstag: Grimma - Bad Düben

Am nächsten Morgen wählten wir den Weg über Kaditzsch nach Grimma. Wir besichtigten die sanierte Altstadt, die immer noch zerstörte Brücke und fuhren dann nach Trebsen mit dem in der Sanierung steckenden Schloss. So kamen wir schnell direkt am Ufer der Mulde nach Wurzen. Hier wurde gebaut und wir hatten längere Zeit zu tun, um den Weg linksseitig des Flusses zu finden. Bei Nepperwitz und Puchan haben wir uns dann kräftig verfahren, weil ein Hinweisschild fast umgefallen war und der Weg, wo dieses hinzeigte, eigentlich nicht mehr  zu erkennen war. Als uns Einheimische dann auf den zugewachsenen Wiesenweg hinwiesen, kamen wir schnell zu einer Fahrradbrücke über die vereinte Mulde, die wiederum nur über Treppen zu begehen war, was sinnlos ist. In Eilenburg, welches auch nur über eine Streckensuche erreicht werden konnte, kamen wir in ein Cafe. Die Bedienung saß an einem Tisch und rauchte, es gab nur Torte oder Kuchen vom Vortag – wir verließen dieses unwirtliche Haus und parkten unsere Räder vor einem Bäcker. Dort gab es an der Stehtheke Kaffee und ordentlichen Kuchen. Nur gut, dass wir uns hier gestärkt hatten, denn es wurde noch ein weiter Weg bis Bad Düben. Geplant waren 67 Kilometer, am Ende waren es 88 als wir im Ortsteil Hammermühle in der Lange Straße 2 ankamen. In dieser Pension konnten wir gut und preiswert wohnen, essen und trinken. Da ich mich wieder einmal in den Kilometern verrechnet hatte, standen für den letzten Tag nicht mehr 45 sondern 54 Kilometer abzufahren. Wir besprachen am Abend mit dem Vorsitzenden des Heidevereins die Route, da der Muldenradweg nicht bis Dessau ausgebaut war.

Freitag: Bad Düben - Dessau

Die Ausschilderung des „Heidewanderweges“  war allerdings auch sehr schlecht, so dass wir in „Ferropolis“ herauskamen, wo wir gar nicht hin wollten. So blieb uns für die letzten 12 Kilometer nur die Bundesstraße, die aber keinesfalls so stark befahren ist, wie in der Freiberger Gegend. Zum Glück gab es aber zu 80 Prozent wieder Radwege. Ab Wurzen fuhren wir durch die Flussaue, ähnlich wie an der Elbe, aber wesentlich schlechter dokumentiert. Für andere Muldentalradwanderer würde ich die Tour schon in Wurzen abbrechen und besser die Freiberger Mulde herauffahren, aber das ist meine Meinung.

Freitag: Heimreise ab Dessau

Uns hat diese Tour sehr gefallen, sie ist abwechslungsreicher als der Weg an der Elbe und auch anstrengender.
Von Dessau ging es dann mit dem Zug der Deutschen Bahn zurück. 
Als wir uns in Dessau das Ticket abholen wollten, gab nur für 3 Fahrräder einen Anschluss ab Chemnitz zu unserer gewünschten Zeit gegen 17:37 Uhr an. Bei 4 Teilnehmern bot der Computer den nächsten Zug für 18 Uhr an. Auch 16 Jahre nach der Wiedervereinigung war der Service schlecht. 
Wir fuhren erst einmal bis Leipzig. Dort kam erst kurz vor Abfahrt des Zuges nach Chemnitz der Zug ans Gleis. Es muss eine alte Zuggarnotur gewesen sein, denn es gab den Einstieg zu den Fahrradabteilen nicht zu ebener Erde sondern über 3 enge Stufen und ohne Gurte für die Räder. Dazu war er auch noch überfüllt. Wenn nur der damalige Bahnchef Mehdorn sich einmal mit diesen Missständen befasst hätte…, aber der kümmerte sich nur um Großprojekte, die alle Fahrten nur verteuern. Der Zug fuhr los und blieb nach wenigen Minuten auf freier Strecke 20 Minuten stehen bis ein Schienenbus im Gegenverkehr kam, der die Verspätung begründete. Natürlich war unser Anschluss in Chemnitz weg und wir fuhren nun erst 18 Uhr, dafür in einem fast leeren Zug.Was unterschied diese Fahrt von Leipzig nach Chemnitz mit der DB von der nach Karl-Marx-Stadt im Jahre 1989? Die Schaffner sind netter geworden und die Preise sind unverschämt gestiegen, Schienenstöße, Überfüllung und Verspätungen sind geblieben. Das hat sich in den Jahren wesentlich verbessert, nur die Verspätungen sind immer noch nicht abgeschafft.