Radwege Freiberger Mulde und Zschopautal - 2007 -

Vorbereitung und Anreise

2007 sollte es wieder eine große Tour mit 4 Personen werden. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Nachdem die Terminplanungen fast abgeschlossen waren, mussten wir umplanen. Wir fuhren nun zu zweit vom 11. bis 14. Juni die Freiberger Mulde hinab bis zum Zusammenfluss mit der Zwickauer Mulde und dann die Zschopau herauf. 

Montag: Lichtenberg - Döbeln (Freiberger Mulde)

Der Montag war ein ganz heißer Tag, wir schwitzten bei 30 Grad, als wir von Frauenstein durch das Gimmlitztal bis Lichtenberg fuhren. Ab Lichtenberg ging es bei immer noch steigenden Temperaturen entlang der Freiberger Mulde über den Radweg nach Weißenborn und dann bis in den Rosinenwald vor Freiberg. Wer diesen letzten asphaltierten steilen Berg zum Radweg ausgewählt hat, ist uns nicht bekannt. Sehr steil und mit derben Quersteinen versehen, die das Regenwasser ableiten sollten. Kein Wunder, dass die meisten Radfahrer lieber auf der Staatsstraße fuhren, als sich hier abzuquälen. Dann war es mit dem ausgeschilderten Radweg zu Ende. Wir versuchten logisch und nach Anwohnerberichten den Weg nach Nossen zu befahren. Es war mehr ein suchen als fahren. Ab Halsbach gibt es heute eine bessere Ausschilderung, aber nichts von “Muldenradweg”, Orientierungssinn it gefordert. Ab Nossen wurde es dann wirklich besser. Wir hatten dort noch jeder einen Liter Wasser getrunken und die Reserven aufgefüllt. Ab Roßwein war es wieder ein gemütlicher Weg inmitten schöner Flusslandschaft. Nach 80 Kilometern und 7 Stunden trafen wir gegen 16 Uhr in Döbeln ein. Wir suchten und fanden unser Gästehaus „Residenz“. Es war eine große alte Villa, die frisch rekonstruiert war und neben uns nur noch 3 Personen beherbergte. Wir duschten und wanderten wieder die wenige Meter in die Stadt zurück. Zuerst gingen wir in einen Großmarkt, um Flüssigkeit aufzutanken. Der Tag war wirklich sehr heiß gewesen und wir mussten unseren Flüssigkeitsspiegel auffüllen. Döbeln hat eine sehr schöne Altstadt. Mittendrin das Rathaus mit dem Ratskeller und einem Biergarten. Hier ließen wir den Tag romantisch ausklingen, nach tropischer Hitze.

Dienstag: Döbeln - Sermuth (Freiberger Mulde) - Waldheim (Zschopau)

Am nächsten Morgen wurde uns ein fürstliches Frühstück serviert. Wir zogen die Radsachen an und spürten einen unangenehmen Druck am Hintern. Nach einigen Kilometern war aber nichts mehr zu spüren. So fuhren wir auf gut ausgewiesenen Radwegen über Westerwitz und Klosterbuch nach Leisnig. Dort besuchten wir nicht die historische Altstadt, die sollte warten bis wir am Nachmittag zurückkamen. So kamen wir bis ans Wasserschloss Podelwitz, kurz vor Sermuth, dem Zusammenfluss der Freiberger und der Zwickauer Mulde. Im ruhigen und schattigen Schlosspark machten wir Mittag und fuhren dann auf Nebenstraßen nach Colditz zurück. Dabei mussten wir allerdings mehr bergauf fahren als uns lieb war. Dort besuchten wir dann die Altstadt und fuhren nach Döbeln zurück. Kurz vor Döbeln fließt die Zschopau in die Freiberger Mulde. Leider war auch diese Stelle nicht zu sehen, wir mussten auch nach dem Radweg suchen. Dann ging es über Nebenstraßen, oft kilometerweit ohne Orientierung, nach Waldheim. Auf dem Wege dorthin kamen wir an einem Eis-Cafe in Limmritz vorbei. Dort stärkten wir uns, informierten uns über die Schäden der Jahrhunderthochwassers und fuhren über die neue Fußgängerbrücke weiter. Kurz vor Waldheim suchte uns ein Gewitter heim. Wir hatten Glück dass wir eine Eisenbahnbrücke fanden, die uns vor dem starken Regen schützte. Nach 30 Minuten war alles vorbei, wir radelten die letzten Kilometer in die Stadt und suchten unser Hotel „Goldene Höhe“. Dies stand ausgerechnet wieder auf dem Berg und wir keuchten ganz schön als wir oben ankamen. Nun hieß es duschen, umziehen und wieder in die Stadt hinunter. Dort sahen wir uns in der Abendsonne die Altstadt an. Ein großes und wunderschönes Rathaus war zu sehen und auch das königlich sächsische Schloss. Dieses wurde allerdings seit 1716 als Gefängnis genutzt. Hier saß auch Karl May für 4 Jahre ein, der ja über Radebeul berühmt geworden ist. Zu DDR-Zeiten waren hier die „politischen“ Gefangenen untergebracht. Vielleicht deshalb gibt es hier in der ältesten Anstalt Deutschlands eine Ausstellung zum Strafvollzug. Wir allerdings wanderten zur „Goldenen“ Höhe“ hinauf und genossen ein Abendessen. Die Tagesetappe war zwar nur 58 Kilometer gewesen, aber die bergige Landschaft tat das übrige.

Mittwoch: Waldheim - Augustusburg

Der nächste Morgen begann mit dem Suchen des Radweges. Ich war ja von einem Zeitungsartikel schon gewarnt, aber es war schlimmer als erwartet. Wo ein Schild sinnvoll wäre, war keins oder gerade der Teil des Schildes war angebrochen wo der Richtungspfeil gewesen ist. Bis zum Zusammenfluss mit der Flöha war das noch nicht ganz so schlimm. Aber dann war es mehr ein Orientierungsfahren. Dazu ging es ständig bergauf und bergab, weit weg vom Flüsschen. Woher hat der Radweg nur den Namen Zschopautalradweg? Wir kamen an der Burg Kriebstein vorbei und sahen es einmal von einer Stelle aus wo sonst kein Bus hält, in seiner vollen Größe vom Flussufer bis zu den Zinnen. Dann ging es einen Wanderweg folgend weiter, wieder steil bergan. Bei gutem Wetter gelangten wir schließlich bis nach Erdmannsdorf. Wir aßen einen Eisbecher. Bockwurst gab es nicht, denn der Chef hatte den Koch schon nach Hause geschickt.
Anschließend ging es zur Talstation der Standseilbahn und dort mit den Rädern hoch nach Augustusburg. Wir bezogen unser Hotel „Morgensonne“ im familiären Stil und wanderten dann zum Schloss. Dort besichtigte ich erstmalig das Motorradmuseum. Unzählige Male waren wir schon hier, aber nie im Museum. Dann aßen wir zu Abend in einer kleinen Kneipe mit Biergarten. Dieser wiederum hatte eine prächtige Aussicht bis ins Osterzgebirge. Billig, viel und gut gegessen gingen wir zum Hotel zurück. Diese Nacht schliefen wir wieder sehr fest, kein Wunder nach 65 Kilometern Orientierungsfahrt. 

Donnerstag: Ende der Tour - Augustusburg - Frauenstein

Am nächsten Morgen wollten wir gerade zum Frühstück gehen, da erfuhren wir, eine Enkeltochter bekommen hatten. Also dann los, schnell frühstücken, packen und auf die Räder. Wie bei jeder Tour, muss man wieder zum Ausgangspunkt zurück oder direkt nach Hause. Das Osterzgebirge ist verkehrstechnisch schlecht kombinierbar und so hatten wir diese Rückreise individuell geplant, ohne Radwege. 48 schwere Kilometer und ein Gewitter warteten noch auf uns. Eigentlich sollte es über Grünberg, Hohenfichte nach Hammerleubsdorf und dann nach Eppendorf gehen. So wollten wir uns die langgezogene Steigung durch Leubsdorf ersparen. Aber irgendwo in Hohenfichte haben wir wohl nicht aufgepasst, wir fanden uns am Ortseingang von Leubsdorf wieder, also den langen Berg doch hoch. Über Eppendorf, Großhartmannsdorf und Mulda führte uns der Weg, wo wir nach 27 Kilometern eine Zwangspause machen mussten. Seit Großhartmannsdorf spürten wir ein nahendes Gewitter, jetzt war es da. Wir konnten gerade noch die Räder unter ein überstehendes Dach stellen und in eine Lagerhalle flüchten, da brach das Unwetter los: Blitz und Donner im gleichen Moment, Regen aus Eimern – wir waren froh, im Trockenen zu stehen. Nach 30 Minuten war alles vorüber. Es war noch stark bewölkt aber es regnete nicht mehr, als wir uns auf die Räder setzten. Nach 45 Kilometern endete unsere Radtour in Frauenstein, hier hatte es vor zwei Tagen stark gehagelt, und unsere gesamte Erdbeerernte war vernichtet. Ebenso schlimm sahen die Blumen aus, die Bohnen hatten keine Blätter mehr, aber sonst gab es keinen nennenswerten Schaden. 

Fazit - Ratschläge

Diese Tourenkombination ist einerseits landschaftlich sehr ansprechend, andererseits muss man sich auf mehr körperliche Anstrengungen und guten Orientierungssinn einrichten. Die damaligen Landkreise waren offenbar gewillt, etwas für den Tourismus zu entwickeln, aber es gab wenige Helfer, die diese Radwege in die Praxis umsetzten. Dazu kommt die Maßgabe, dass geförderte Wege schnell gebaut waren, es aber mit der Instandhaltung nicht so recht klappte. Randalierer machten in kürzester Zeit wichtige Knotenpunkte unbrauchbar und eine feste Begehung gab es weder damals noch 2020. Man findet aber im Internet heute viele navigierbare Berichte (Komoot usw.), die eine Unabhängigkeit von der Beschilderung erreichen. Der Wegezustand ist ein anderes Problem: Hochwasser, Forst- und Landwirtschaft haben mehrfach den Wegezustand negativ beeinflusst….
LINK Muldenradwege”          oder            LINK Zschopautalradweg
oder LINK Frauenstein-Freiberger Mulde” (befahrbare Wanderwege)