Donau-Radweg - 2011 - von Donaueschingen nach Regensburg
Vorbereitung und Anreise
Hauptsächlich sah ich das Problem bei der „Deutschen Bahn“. Mit 5 Fahrrädern gibt es nirgends eine Mitnahmegarantie auf Nahverkehrszügen und ICE wollten wir uns nicht leisten. Ich versuchte es bei der Radfahrerhotline 01805-151415, unseren Bedarf bestätigen zu lassen: Es gab wirklich für unseren Bedarf keine Radreservierungen. Doch erhielt ich die Information, dass Gruppenreisen ab 6 Fahrräder angemeldet werden müssen. Das machte ich auch am Schalter in Freiberg und bin damit gut gefahren, obwohl von Beginn an fest stand, wir sind nur 5 Personen. Nach einigen Tagen bekam ich die Information, mit dem gewünschten RE4247 von Regensburg nach München und mit dem IRE3214 von Ulm nach Donaueschingen fahren zu können. Beide hatten dann auch richtige Fahrradabteile zu ebenem Einstieg. Der gewünschte RE57110 von München nach Ulm wurde abgelehnt. Deshalb bekam ich einen anderen Zug genannt, der aber in Memmingen nur 6 Minuten Zeit zum Umsteigen ließ. Da mir das zu kurz und bei Verspätung auch nicht gut erschien, versuchten wir doch, den „abgelehnten“ Zug zu nehmen. Das klappte auch. Allerdings waren die vorhandenen Fahrradplätze nicht zu ebener Erde, damit hieß es wieder „Schwerstarbeit“. Die Touristeninformation in Regensburg hatte mir auf Anfrage mitgeteilt, wo wir PKW und Anhänger abstellen konnten: Niebelungenbrücke – und auch noch kostenlos.
Es begann eine Lehrwoche, „ Wo gibt es Unterschiede zwischen Ost und West“.
Samstag: Anreise nach Donaueschingen
Am 7. Mai fuhren wir 5:40 Uhr mit PKW und Anhänger los, parkten wie mitgeteilt und waren 10:15 Uhr am Zug in Regensburg, einsteigebereit. Bereits von Regensburg bis Ulm verspürten wir keine Schienenstöße, kein Schlingern auf der Strecke oder auf weichen, wir waren eben im Westen. Auf dem letzten Teilstück änderte sich das. Diese Strecke wird nur im 2-Stunden-Takt befahren, weniger als Dresden-Freiberg-Chemnitz. Auch hier dröhnten die Motoren des Zuges wie in Sachsen und man spürte auch mehrfach das schlechtere Gleisbett. Aber alle Zugbegleiter waren ruhig und höfflich. Keiner forderte uns auf, die Packtaschen abzunehmen, wir waren eben im Westen. Alle Züge kamen pünktlich an den Haltestellen an, wir waren ja im Westen. Wenn es noch etwas zu verbessen gibt, dann sollte die Zusatzmarkierung „Donauradweg“, wie sie Baden-Württemberg verwendet wird, auch in Bayer durchgezogen werden.
Als wir Donaueschingen erreichten, erhielten wir prompt von einem Einheimischen erklärt, wie wir zum Hotel „Linde“ fahren müssen. Später haben wir feststellen müssen, sowohl Württemberger als auch Bayern sind nette, freundliche Menschen. Die sich seit 1990 im Osten aufspielen, müssen in ihren ehemaligen Herkunftsländern „ausgewiesen“ worden sein um in Sachsen die „Alten“ Bundesländer in Verruf zu bringen. Die sich in Sachsen um Ausbau des Schienen- und Straßennetzes und der Öffentlichen Verwaltung kümmern sollten, sind wohl wirklich 3. Wahl gewesen. Nur unser „König Kurt“ hat wohl das erreicht, was wir uns von ihm versprochen hatten. Aber alle anderen haben die „Blühenden Landschaften“ offensichtlich nur auf ihrem Konto erreicht. Warum sind die Autobahnen im Osten so wellig, obwohl neu gebaut? Warum sind die Bundes- und Staatsstraßen mit Schlaglöchern oder Teerflicken übersät? Warum, warum, warum?
Wir haben in dieser Woche kaum ein Schlagloch gesehen, weder auf Bundesstraßen noch auf absoluten Nebenstraßen oder Radwegen. Auch die Donau fließt in Bereichen, die 700 Meter hoch liegen, wo es Schnee und Frost gibt, wo gesalzen wird und wo viel Verkehr ist. Erkläre mir einer bitte glaubhaft, warum wir im Osten das Geld nicht so verbauen, wie im Westen, warum nicht nachhaltig gebaut wird! Genug dieser Überlegungen. Wir wollten eine angenehme und erholsame Woche haben und die hatten wir dann auch. Vor dem Hotel „Linde“ standen mehrere Tische in der Abendsonne. Wir packten schnell aus, verstauten die Fahrräder und setzten uns zum Abendessen in die Sonne. Dabei hatten wir versäumt, unsere Betten zu checken. Die Zimmer waren gut, aber ein Bett knarrte bei jeder Bewegung – doch für Veränderungen war es gegen 23 Uhr zu spät. Dann kam das Essen auf großen Tellern. Die Portion war aber weder dem Teller noch dem Preis angepasst, wir waren im Hotel, im Westen. Auch das Frühstück war nicht das, was wir erwartet hatten, bürgerlich, aber nicht umfangreich.
Sonntag: Donaueschingen - Sigmaringen
Schon am Abend hatten wir uns den Einstieg in den Radweg angesehen und die Donauquelle in der Abenddämmerung besucht. Am Morgen machten wir dann das obligatorische Startfoto unserer Gruppe in 678 Metern Höhe vor der Quelle. Um 9:15 Uhr starteten wir hier um die 94 km bis 17:45 Uhr zu schaffen. Um uns, besser gesagt unser Hinterteil, an die Belastung zu gewöhnen, machten wir mehrere kleine Pausen. Schon nach wenigen hundert Metern stoppten wir am Zusammenfluss der zwei Quellflüsse der Donau, der von der Martinskapelle aus Furtwangen kommenden Breg und der aus St. Georgen kommenden Brigach. Der Donaubach floss früher am Schloß vorbei, wurde später eingefasst und unterirdisch abgeleitet. Heute fließt das Bächlein am Zusammenfluss in die Brigach und gibt dem Gesamtfluss seinen Namen. Hier steht auch ein Denkmal. Dieses zeigt die Mutter Baar mit dem Kinde, der jungen Donau. Nach 2840 km mündet die Donau ins Schwarze Meer. Als wir unser Tagesziel, das Gästehaus Pfefferle in Sigmaringen, erreichten, hatten wir Frühsommerwetter. Ein schöner Tag auf bestens ausgeschilderten Radwegen war vorüber. Wir bezogen die urige und saubere Herberge, duschten und machten einen Erkundungsgang in die Altstadt und zum Schloß. Nach dem Abendessen saßen wir im Hof des Gästehauses bei zwei Flaschen Wein noch lange zusammen.
Montag: Sigmaringen - Ehingen
Nach einer angenehmen Nacht nahmen wir im Frühstücksraum eine erweiterte Mahlzeit ein und saßen 9 Uhr auf den Rädern. Wir füllten unsere Getränkereserven auf und fuhren am nördlichen Bergrücken der Schwäbischen Alp mit insgesamt 82 km nach Ehingen. Dieser Tag war anspruchsvoller, denn der Radweg führte immer einmal auch steiler auf eine Anhöhe. Gut für den Hintern, denn es folgte eine Abfahrt zur Entlastung. Als wir gegen 17 Uhr die Weberstraße erreichten, machten wir Station im Gästehaus Wittmaack. Hier belegten wir alle 3 Zimmer, die vor 2 Jahren neu eingerichtet worden sind. An einem lauen Sommerabend saßen wir im Freien beim Türken und speisten dort. Als wir zum Gästehaus zurück kamen, gab es wieder Wein im Gemeinschaftsraum.
Dienstag: Ehingen - Gundelfingen
Am Dienstagmorgen gab es ein ungewöhnlich reichhaltiges Frühstück, und das alles incl. Übernachtung für 25 € pro Person. Man sagte uns, der etwas weitere Weg über Blaubeuren nach Ulm sei der landschaftlich schönere. So änderten wir 9:15 Uhr unsere Route und fuhren über das Kloster Blaubeuren zum „Blautopf“. Durch Ulm ging es relativ gut. Wir besichtigten das Ulmer Münster und den umliegenden historischen Stadtkern. Bei der Ausfahrt mussten wir „organisieren“. In größeren Städten fehlte der Ausschilderung der Hinweis in welche Richtung der Weg führt. Mit einer besseren Landkarte hätte man dies bestimmt vermeiden können. Wir hatten noch 50 km bis Gundelfingen vor uns. Als wir diese 1250 Jahre alte Stadt erreichten, war die Donau schon wesentlich breiter geworden, wir waren auf dem Deich gefahren und ein Atomkraftwerk umfahren. In Gundelfingen hatte das Hotel „Sonne“ viele Montagearbeiter und Frau Delle hatte keine Buchung für uns getätigt. Trotzdem erhielten wir Unterkunft, eine mit „Aufbettung“. Dafür waren die Essenpreise günstig und die Qualität war sehr gut. Auch eine Stadtbesichtigung hatten wir gemacht, bei schönstem Sommerwetter. So saßen wir noch bis 23 Uhr im Freien. 89 km hatten an diesem Tage kaum Spuren hinterlassen.
Mittwoch: Gundelfingen - Neuburg
Der Mittwoch brachte uns wiederum nach 89 km über Donauwörth nach Neuburg. Beide Städte sind sehr alt und ansehenswert. Als wir 16:15 Uhr an der Amalienstraße einen Eisbecher einnehmen wollten, gab es den ersten Schauer dieser Woche. Wir mussten kurz ins Haus flüchten. Danach schien wieder die Sonne. Wir machten einen größeren Stadtrundgang und aßen dann im Freien vor dem Gasthaus „Blaue Traube“ zu Abend. Hier hatte ich aber ein richtiges Problem mit der Unterkunft. Bei der Bestätigung war etwas schiefgelaufen, und die „Traube“ war sehr voll. Wir bekamen 2 Zimmer und meine Frau und ich bezogen eine Privatwohnung von „Creuzmann“. Die Wohnung war seit Februar nicht mehr benutzt worden, wurde aber schnell besenrein gemacht und mit neuer Wäsche versorgt. Glück gehabt, dieses Mal war es echt mein Verschulden. In dieser Nacht gab es mehrere Schauer, aber am Morgen war es wieder trocken.
Donnerstag: Neuburg - Kehlheim
Nach einem Frühstück im benachbarten Café machten wir uns gegen 9 Uhr auf den Weg nach Kelheim. 84 km sollten es werden.Als wird nach Ingolstadt einfuhren, begann es zu regnen. Wir stellten unsere Fahrräder unter dem Dach eines Kaufhauses ab und warteten 45 Minuten. Dann wurde es trocken und wir fuhren durch die Altstadt wieder an die Donau. Kaum 30 Minuten später mussten wir wieder pausieren, ein weiterer Schauer kam. Wir warteten unter einer großen Straßenbrücke. Nach 30 Minuten ging es aber weiter, sogar die Sonne schaute immer einmal heraus. In Pförring überlegten wir lange, ob wir den Weg durchs Altmühltal nehmen sollten. Aber bis zu 50 km und drohendes Gewitter gaben den Ausschlag für den direkten Weg. Diese Entscheidung erwies sich schon bald als richtig, wir mussten in einem Edeka-Markt pausieren. Schön, dass es hier einen Bäcker gab und es auch gerade Kaffeezeit war. Als wir nach einer Stunden im Trockenen weiterfuhren gelangten wir zum Kloster Weltenburg. Hier müsste man mit dem Schiff nach Kelheim fahren. Wir aber fuhren über den steilsten und längsten Anstieg nach Kelheim und passierten so den Donaudurchbruch durch das Gebirge. Als wir ins Tal fuhren, zeigte sich links auf dem Berg die Befreiungshalle. Die Befreiungshalle steht auf dem Michaelsberg und ist im Stil der antiken Grabtempel erbaut. Sie erinnert an die Völkerschlacht von Leipzig und wurde von König Ludwig I. erbaut. Erst 1863 wurde das weit erkennbare Bauwerk eingeweiht. Inzwischen hatte die Sonne wieder die Oberhand. Wir erreichten die schön eingerichtete Pension „Carlbauer“, duschten und machten uns auf den Weg Richtung Altstadt. Nach einer Stunde waren wir aber zurück, zu weit ohne Rad. So gingen wir in die benachbarte „Brauereigaststätte“ gut, reichlich und preiswert essen. Danach tranken wir 2 Flaschen einheimischen Weißwein und schliefen gut. Dieser Tag war eine Erinnerung an das Schlechtwetter des Vorjahres, allerdings sind wir 2011 nicht nass geworden.
Freitag: Kehlheim - Regensburg und Abreise
Am Freitag, dem 13. Mai machten wir uns 9 Uhr nach einem guten Frühstück auf die letzte Etappe nach Regensburg. Auf diesem Stück gab es erneut einige Kalksteinfelsen am Donauufer, aber es gab keine Berge mehr. Als wir nach 35 km im Stadtzentrum von Regensburg unsere Mittelalterexkursion begannen, war es wieder sommerlich warm. Wir erreichten den Dom, besichtigten ihn und machten „Mittag“. Danach entschieden wir uns, zur Walhalla zu fahren. Bis Donaustauf sollten es 12 km sein. Wenn dem so sein sollte, fehlten uns 2 km bis zur ominösen „500“. Wir quälten uns die letzte, lang anhaltende Steigung hinauf, parkten unsere Fahrräder am PKW-Parkplatz und marschierten zur Ruhmeshalle der „Verdienstvollen Deutschen“. Toller Ausblick auf das Donautal, wir machten einige Fotos und dann ging es nach Regensburg zurück. Der Kilometerzähler zeigte „498“ als wir die Nibelungenbrücke erreichten. Aber die Abfahrt hatten wir nicht so genau in Erinnerung. So fuhren wir noch 2 km um und machten so die „500“ voll.
Inzwischen hatten wir einen Strafzettel am Auto: Falsch geparkt, der Anhänger darf so nicht stehen… Einspruch abgelehnt, trotz Fremdenverkehrsamt. In einer Stunde hatten wir die Fahrräder auf dem Anhänger verstaut und erreichten 19:30 Uhr Brand-Erbisdorf.
Fazit: Es geht nichts über einen Urlaub in den Altbundesländern – dort ist fast alles perfekt.